Bayerns Innen- und Sportminister Joachim Herrmann, Justizminister Georg Eisenreich sowie Staatsanwaltschaft und Bergexperten informieren bei Pressekonferenz des Bayerischen Kuratoriums für alpine Sicherheit über Unfallgefahren in den Bergen und geben Tipps zur Vermeidung
Sei es Wandern, Klettern oder Biken – der Bergsport im bayerischen Alpenraum hat Konjunktur. Die Schattenseite der Entwicklung: Die Zahl der Bergunfälle schnellt in die Höhe. Laut Polizeistatistik sind 2021 bei Bergunfällen 55 Menschen allein im südlichen Oberbayern ums Leben gekommen, der höchste Stand seit Beginn der Aufzeichnungen 2009. Auch in diesem Jahr setzt sich der traurige Trend fort: Im ersten Halbjahr 2022 sind im südlichen Oberbayern bereits 30 Personen bei Bergunfällen gestorben (1. Halbjahr 2021: 19).
Bayerns Innen- und Sportminister Joachim Herrmann informierte am 9. August 2022 gemeinsam mit Justizminister Georg Eisenreich, dem 1. Vorsitzenden des Kuratoriums für alpine Sicherheit, Landtagsabgeordneter Klaus Stöttner, dem Leiter der Staatsanwaltschaft Traunstein, Dr. Wolfgang Beckstein, und Bergexperten unter anderem von Polizei, Bergwacht, Deutschem Alpenverein, DIMB und dem Kuratorium für alpine Sicherheit über die Entwicklung der Bergunfallzahlen und gab Tipps zur Unfallvermeidung.
SOS-EU-ALP-Notfall APP
„Überschätzen Sie sich nicht, informieren Sie sich und nehmen Sie die Gefahren in den Alpen ernst“, lautete der Appell des Innenministers bei der gemeinsamen Rettungsübung an der Mittelstation der Jennerbahn in Berchtesgaden. „Im Notfall hilft unsere SOS-EU-Alp-App, die Retter schnell und zielgerichtet zu alarmieren.“ Die App ist ein Gemeinschaftsprodukt des Bayerischen Kuratoriums für alpine Sicherheit, der Leitstelle Tirol und der Agentur für Bevölkerungsschutz in Bozen, das ständig weiterentwickelt wird. Beim Absetzen eines Notfalls mithilfe der App werden automatisch die genauen Positionsdaten des Unglücksortes an die zuständige Integrierte Leitstelle in Bayern, Tirol oder Südtirol übermittelt und eine automatische Sprachverbindung aufgebaut. Wenn kein Netz vorhanden ist, bekommt der Benutzer wichtige Hinweise für das richtige Verhalten. Neu hinzu kommt jetzt die Tracking-Funktion, durch die der Nutzer leichter gefunden werden kann.
App Store iOS: apple.co/2klqArO
Play Store Android: bit.ly/2k2Guah
Neue Hubschrauber für die Rettungskräfte
Innenminister Herrmann lobte die hervorragende Arbeit des Kuratoriums für alpine Sicherheit und der dort vertretenen Alpinverbände. „Auch für die Bayerische Polizei hat die Sicherheit in den Bergen eine hohe “Priorität“, erklärte Herrmann. „Wir haben rund 80 hervorragend ausgestattete und ausgebildete Polizeibergführer und Alpinbeamte im bayerischen Alpenraum.“ Außerdem kündigte Herrmann an, dass die Bayerische Polizei ab 2023 neue und deutlich leistungsfähigere Polizeihubschrauber einsetzt. Die insgesamt acht neuen Maschinen vom Typ Airbus H145 können mit bis zu sechs Personen dann doppelt so viele Rettungskräfte oder zu Rettende transportieren als bisher. Die neuen Helikopter bieten dadurch auch mehr Platz für Wassertanks im Kampf gegen die zunehmende Gefahr von Waldbränden. „Damit können wir künftig noch besser die Bergwacht unterstützen, die rund um die Uhr bereitsteht, um in Not geratene oder verletzte Bergsteiger wieder sicher ins Tal zu bringen“, so Herrmann.
Richtige Vorbereitung und Selbsteinschätzung sind entscheidend
Justizminister Eisenreich ergänzte: „In den vergangenen Jahren haben die Experten einen Zuwachs bei tödlichen Bergunfällen festgestellt. 2021 starben im Landkreis Berchtesgadener Land mehr Menschen in den Bergen als im Straßenverkehr.“ Auch Fehlverhalten in den Bergen, das zu Verletzungen oder gar Todesfällen führt, kann strafbar sein. Bei den Staatsanwaltschaften im bayerischen Alpenraum sind insbesondere Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung oder fahrlässiger Körperverletzung in Zusammenhang mit Berg- und Skiunfällen bei einem Staatsanwalt gebündelt.
Bei der Staatsanwaltschaft Traunstein hat der Behördenleiter Dr. Wolfgang Beckstein diese Aufgabe persönlich übernommen. Immer mehr Hobby-Bergsteiger verlassen sich nach den Beobachtungen der Staatsanwältinnen und Staatsanwälte aus dem Alpenraum häufig auf teure Ausrüstung und Apps. Eisenreich: „Wir wollen, dass möglichst viele Menschen die Schönheit der Berge genießen können. Aber jeder sollte sich gut vorbereiten und eine Route wählen, die den eigenen Fähigkeiten entspricht.“
Die 10 Bergwander-Empfehlungen des DAV
Die häufigsten Unfälle ereignen sich beim Bergwandern. Um hierbei die Sicherheit im Gebirge zu erhöhen, weist der Vorsitzende des Kuratoriums für alpine Sicherheit, MdL Klaus Stöttner, auf die zehn Verhaltensregeln des Deutschen Alpenvereins hin. Das Bergsteigen und Wandern gehört zweifelsfrei zu den beliebtesten Bergsportarten. Kein Wunder: Die Bewegung in der freien Natur hält fit, fördert das Gemeinschaftsgefühl und schafft tolle Erlebnisse. Die Empfehlungen der alpinen Verbände dienen dazu, Bergwanderungen möglichst sicher und genussvoll zu gestalten.
Die 10 Bergwander-Empfehlungen des DAV
Die 6 Trail Rules der DIMB
Sicheres und rücksichtsvolles Mountainbiken ist ebenfalls ein Anliegen des Kuratoriums. „Wir arbeiten daher sehr eng mit der Deutschen Initiative Mountainbike (DIMB) zusammen“, so Stöttner. Die DIMB hat sogenannte Trail Rules für sicheres und rücksichtsvolles Mountainbiken zusammengestellt. Die Beachtung der DIMB Trail Rules führt zu umwelt- und sozialverträglichem Mountainbiking und hilft, weitere pauschale Einschränkungen der Sportart zu vermeiden.
Fair, sicher und naturverträglich biken
Sicherheit in den Bergen heißt auch gegenseitige Aufmerksamkeit und Rücksicht aufeinander. Ein gutes Miteinander von Bikern und Bergsteigern lässt den erforderlichen Freiraum für alle zu und ermöglicht das erhoffte Bergerlebnis. Um hierfür zu sensibilisieren hat das Bayerische Kuratorium für alpine Sicherheit eigens ein Video produziert, das abschließend präsentiert wurde.