Bayerns Innen- und Sportminister Joachim Herrmann appelliert, Lawinengefahren ernst zu nehmen – Faltblatt mit lebenswichtigen Tipps –Notfall-App für den Notfall – Neue Detektoren für Polizeihubschrauber zur Vermisstensuche

StM Joachim Herrmann (2.v.l.) mit Klaus Stöttner, MdL, (Mitte), Vorsitzender Baykurasi bei der Pressekonferenz am 29.12.21 am Sudelfeld in der Bergunterkunft der Bayerischen Polizei zusammen mit Thomas Lobensteiner (links aussen), Vorsitzender Bergwacht Bayern und Wolfgang Spindler (Baykurasi) und Helmut Weidel (Bayer. Polizei), Bild: Winter/Baykurasi

SOS-EU-ALP-Notfall APP

Sollte es trotz aller Vorkehrungen zu einem Lawinenunfall kommen, ist nach Herrmanns Worten eine möglichst schnelle und präzise Alarmierung der Lawinenretter entscheidend für Leben oder Tod. „Sehr gute Dienste leistet hier die ‚SOS-EU-Alp App‘, ein Gemeinschaftsprodukt des Kuratoriums für alpine Sicherheit, der Leitstelle Tirol und der Agentur für Bevölkerungsschutz in Bozen, das ständig weiterentwickelt wird“, erläuterte Herrmann. Beim Absetzen eines Notfalls mithilfe der App werden automatisch die genauen Positionsdaten des Unglücksortes an die zuständige Integrierte Leitstelle in Bayern, Tirol oder Südtirol übermittelt und eine automatische Sprachverbindung aufgebaut. Wenn kein Netz vorhanden ist, bekommt der Benutzer wichtige Hinweise für das richtige Verhalten. Die Notruf-App wurde laut Herrmann bereits rund 300.000 Mal heruntergeladen. Allein in Bayern wurden 2021 mehr als 210 Notrufe über die App abgesetzt (2020: 197).

SOS EU ALP – Apps bei Google Play

RECCO-Suche mit Hubschrauber

Ein Novum stellte Herrmann für die bayerischen Polizeihubschrauber vor. Es handelt sich um spezielle Detektoren, die seit Herbst dieses Jahres zur Vermisstensuche aus der Luft eingesetzt werden können. Die Bergwacht hat die zwei ‚RECCO-SAR-Detektoren‘ beschafft und stellt sie der Polizei im Einsatzfall zur Verfügung. Voraussetzung für die Ortung Verschütteter mit diesem System ist ein spezieller Reflektor, der beispielsweise in Jacken, Hosen, Helmen oder Rucksäcken integriert ist. „Egal ob diese Reflektoren oder klassische Lawinenverschüttetensuchgeräte eingesetzt werden: Wintersportler sollten abseits der Pisten immer auch eine Lawinenausrüstung mitführen“, machte Herrmann deutlich.

Außerdem verwies der Innenminister darauf, dass die neueste Generation der Polizeihubschrauber, die ab Anfang 2023 ausgeliefert werden soll, deutlich leistungsfähiger wird. „Die acht neuen Maschinen vom Typ Airbus H145 können mit bis zu sechs Personen doppelt so viele Rettungskräfte oder zu Rettende transportieren als bisher“, so Herrmann. „Verunglückte können außerdem mit der Rettungswinde ohne Zwischenlandung an Bord geholt werden.“ Für den Flottenwechsel wird der Freistaat rund 145 Millionen Euro investieren.

Die Bayerische Polizei – Die Polizeihubschrauberstaffel Bayern und die Bergwacht Bayern suchen mit RECCO-SAR-Helikopter-Detektoren

Ein Beamter der Polizeihubschrauberstaffel Bayern und der Bergwacht werden an dem Recco SAR-Detektor beschult
Quelle: Hans Herbig/Recco

Innen- und Sportminister Herrmann dankte dem Kuratorium für alpine Sicherheit, der Bergwacht sowie allen weiteren Alpinverbänden: „Ihr hervorragendes Engagement sorgt für deutlich mehr Sicherheit in den Bergen!“

Lawinenrisikomanagement in Bayern abgestimmt

Unter der Federführung des Bayerischen Kuratoriums für alpine Sicherheit haben der Deutsche Alpenverein, Verband Deutscher Berg- und Skiführer, Deutscher Skilehrer Verband, Naturfreunde Deutschlands, Polizei Bayern, Deutscher Skiverband e. V., Verband Deutscher Heeresbergführer, Bergwacht Bayern, die TU München und der Lawinenwarndienst Bayern das aktuelle Vorgehen zur Beurteilung von Lawinengefahr abgeglichen und das Faltblatt von 2016 aktualisiert. Die Überarbeitung ist dabei wieder in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Kern-Ausbildungsteam „Lawinenprävention Schneesport“ erfolgt.

StM Joachim Herrmann und MdL Klaus Stöttner bei der Vorstellung der abgestimmten Lawinenstrategie die Alpinverbände in Deutschland, Bild: Winter/Baykurasi

Inhaltlich ist das neue Faltblatt klarer auf die Funktion als Strukturhilfe fokussiert und stellt die Entscheidungsabläufe und Einordnung von Methoden ins Zentrum. Die Inhalte und Begrifflichkeiten sind, beispielsweise bei der Lawinengefahrenskala, mit den aktuellen EAWS-Definitionen abgeglichen und deren Definition der Lawinengröße aufgenommen. Hinzugekommen ist die Zuordnung der Tiroler Gefahrenmuster zu den typischen Lawinenproblemen sowie die Empfehlung relevanter Einzugsbereiche in Abhängigkeit von Lawinenproblemen. Das Vorgehen beim Entscheiden ist klarer strukturiert, ein Tool zum Abschätzen der Konsequenzen eingefügt und es findet sich ein Statement zum Umgang mit Risiko auf dem Faltblatt.

Alle Aktiven, die neu mit dem Skitourengehen begonnen haben, empfiehlt das Bayerische Kuratorium einen Lawinenkurs zu besuchen. Diese bilden die Inhalte in dem Flyer bayernweit einheitlich aus.

Die 10 Empfehlungen zum Skitourengehen