Connect2Move – Wandern fürs Herz!
Inwertsetzung von natürlichen und evidenzbasierten Cardio-Trekking-Wegen durch Open Innovation Methoden zur nachhaltigen Förderung eines generationsübergreifenden, gesundheitsorientierten Tourismus
Das Projekt Connect2Move stellt das Wandern als kardiovaskuläre Präventionsmaßnahme in den Mittelpunkt. Durch die Entwicklung von innovativen Gesundheitsdienstleistungen soll sensibilisiert werden, Überanstrengung am Berg zu vermeiden. Nach Abschluss der Entwicklung und Evaluation durch das deutsch-österreichische Forschungskonsortium unterstützt das Bayerische Kuratorium für Alpine Sicherheit den Transfer der entstandenen Gesundheitsinnovationen in andere Regionen und sichert somit deren Nachhaltigkeit. Dies sind zum einen die Implementierung eines ein Kilometer langen Cardiotrekking Testtrails in neue Regionen, sowie die Neukartographierung von Wanderrouten nach Belastungsintensität.
Wissenschaftliche Entwicklung und Evaluation
Unter besonderer Berücksichtigung der Alpenregion, inklusive ihres kulturellen Erbes, wurden im Rahmen des deutsch-österreichischen Projekts „Connect2Move – Wandern fürs Herz!“ (Förderung EU INTERREG für regionale Entwicklung (01/2020 – 06/2022, www.connect2move-wandern.eu) bestehende Wanderwege zu Themenwegen gestaltet und digital neu kartographiert. Neben der gewohnten Beschreibung von Wanderwegen wie Länge, Höhenmeter, Wegbeschaffenheit und Dauer wurden mit den neuen „Wandern fürs Herz“-Wegen auch die aufgrund der persönlichen Fitness, individuell zu erwartende kardiovaskulären Belastungsintensitäten gekennzeichnet.
Im Rahmen einer gemeinsamen explorativen Multicenterstudie arbeiteten der Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie der Technischen Universität München, die St. Irmingard Klinik in Prien am Chiemsee und die Ludwig Boltzmann Gesellschaft (Institut für Digital Health und Prävention) zusammen mit dem sportmedizinischen Institut der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg an der Etablierung und Evaluation eines ein Kilometer langen Cardiotrekking-Testtrails. Zusätzlich wurden die Belastungskategorien auf einem jeweils acht Kilometer langen Cardiotrekking Herzwanderweg in Deutschland und Österreich verifiziert. Dies erfolgte mittels portabler Spiroergometrie beim Wandern auf den acht Kilometer langen Wanderwegen von herzgesunden Personen ab 45 Jahren. Die Kennzeichnung der Naturwege und die Einordnung dieser erfolgte digital gestützt.
Wandern als Präventionsmaßnahmen
Wandern ist eine ideale Methode, das Herz-Kreislaufsystem zu trainieren. Dennoch ist der plötzliche Herztod am Berg ist die Haupttodesursache von Männern im Alter ab 35 Jahren im Gebirge. Daher gilt es, durch innovative Ansätze Überanstrengungen am Berg zu vermeiden, präventiv auf kardiovaskuläre Risikofaktoren aufmerksam zu machen und auch im Vorfeld einer Wanderung die Route bestmöglich nach der persönlichen Fitness zu planen.
„Die Grundidee war es Wanderwege mittels tragbarer Technologie, sogenannten Wearables, auszumessen und die auf der Wanderung aufgrund der persönlichen Fitness zu erwartenden Belastungszonen farblich auf der Wanderkarte im Vorfeld einer Wanderung zu visualisieren“, erklärt die ehemalige Projektleiterin und derzeit Habilitandin Dr. Birgit Böhm, am Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie der Technischen Universität München. Ein Parameter für die Belastungsintensität ist die Herzfrequenz. Diese farbliche Unterlegung musste somit an die Herzfrequenz der Wanderer angepasst werden. Das ist aufgrund vieler einfließender Faktoren wie Geländebeschaffenheit, Gehgeschwindigkeit und Fitnesszustand der Person sehr komplex und wurde im Rahmen der beschriebenen Multicenterstudie erarbeitet sowie mathematisch modelliert.“
Die persönliche Leistungsfähigkeit wurde innerhalb der Studie mittels mobiler Spiroergometrie, der Messung der Atmungsleistung unter den Bedingungen einer Belastung, auf dem Laufband sowie auf einem Wanderweg ermittelt. Dadurch konnten die individuelle Herzfrequenz- sowie Trainingsbereiche definiert werden.
Die individuelle Fitness beim Wandern testen und Überlastung vermeiden
Im Rahmen des wissenschaftlichen Projektes „Connect2Move“ wurden zwei grenzübergreifende, klimafreundliche und naturnahe Konzepte zur Bewegungsförderung in den Alpen entwickelt. Zum einen ein ein Kilometer Cardiotrekking Testtrail, auf dem beim bergauf Wandern unter Berücksichtigung individueller Faktoren wie Alter Geschlecht, Body Mass Index, Raucher oder Nichtraucher sowie der Gehgeschwindigkeit und der Herzfrequenz die individuelle Fitness in der Natur getestet werden kann. Die im Rahmen der Studie vermessenen Wege befinden sich in Aschau im Chiemgau (Deutschland) und in Werfenweng (Österreich). Innerhalb der Studie wurden Kriterien entwickelt, zur Übertragbarkeit und Implementierung des ein Kilometer Testweges in andere Regionen. In Zusammenarbeit mit der Salzburg Research Forschungsgesellschaft GmbH wurde zur Generierung neuer Tourismusideen der Open Innovation Ansatz des Ideensourcing gewählt. Dieser Ansatz vergrößerte das Innovationspotenzial, in dem es frühzeitig die regionalen Stakeholder und die Bevölkerung integrierte und zudem sportwissenschaftlich und medizinisch begleitet wurde.
Übertragbarkeit und nachhaltige Implementierung durch das Bayerische Kuratorium für Alpine Sicherheit
Für die langfristige Implementierung hat sich das Bayerische Kuratorium für Alpine Sicherheit zur Aufgabe gemacht, die Netzwerkarbeit zu unterstützen. Interessierte Regionen können sich an das Kuratorium wenden, um Hilfestellung für die Implementierung eines solchen Cardiotesttrails in der Region zu erhalten. Auch die Weiterentwicklung der Neukartographierung von Wanderwegen soll auf der Basis des im Rahmen von Connect2Move erstellten mathematischen Modells weiterentwickelt werden. Auch hier wird die Netzwerkarbeit durch das Kuratorium unterstützt, um Fördergelder für die Weiterentwicklung akquirieren zu können.
Weitere Infos: www.connect2move-wandern.eu