„Die Berge sind in Bewegung geraten!“ So kann man bildhaft die bedrohlichen Auswirkungen des Klimawandels auf die Berge und somit auf die Hütten und Wege bezeichnen. In Bewegung ist auch der Bergsport geraten, sei es durch erschwerte Bedingungen und mehr Gefahren oder durch unerwartete Chancen.

Ursache sind die durch den Klimawandel verursachten steigenden Durchschnittstemperaturen und damit die Zunahme problematischer Folgen. Diese haben einen so großen Einfluss, dass sich Bergsportler:innen, vermehrt mit Anpassung und Prävention befassen müssen.

Die 10 Empfehlungen für Bergsportler:innen zum Umgang mit den Klimawandelfolgen unterstützen dabei.

  1. Veränderte Bedingungen
    Durch den Klimawandel muss mit außergewöhnlichen, veränderten Verhältnissen gerechnet werden. Geländestellen und objektive Gefahren können von „alten“ Tourenbeschreibungen oder Erfahrungen früherer Begehungen abweichen. Altbekannte Gefahren wie Steinschlag treten aufgrund auftauenden Permafrosts in neuer Dimension und Häufigkeit auf. Eine große Veränderung erfahren die Gletschergegenden im Hochgebirge.

  2. Sorgfältige Tourenplanung
    Aktuelle Karten und Führerliteratur, Internet und Fachleute informieren über Länge, Höhendifferenz, Schwierigkeit und die aktuellen Verhältnisse. Besondere Beachtung verdienen der tagesaktuelle Wetter- und Lawinenlagebericht und der längerfristige Witterungsverlauf. Gletscherstände verändern sich rasant, dadurch könnten gedruckte Karten und Führerliteratur inzwischen nicht mehr nutzbare Routenverläufe ausweisen. Plane auch Alternativrouten und verwende offizielle Warnapps des behördlichen Bevölkerungsschutzes!

  3. Temperaturen und Null-Grad-Grenze
    Die Erwärmung des Permafrosts im Hochgebirge trägt zur Destabilisierung von Schutthängen oder ganzen Bergflanken bei. Während Hitzewellen ist eine erhöhte Steinschlagaktivität die Folge. Bei langanhaltenden hohen Temperaturen (≈ 0° C ./4000 Meter, ≈ 5° C./3000 Meter) taut der Permafrost kontinuierlich auf und stellt eine nicht einschätzbare Gefahr dar. Gletscherbäche führen aufgrund des Anstiegs der Nullgradgrenze durchgehend viel Wasser – die Überquerung dieser ist mit Risiken verbunden und muss wohl überlegt werden. Altbewährtes Verhalten soll und muss hinterfragt werden. Besonders Hochtouren müssen sorgfältig geplant werden. Die Begehungszeiten verschieben sich vom Sommer ins Frühjahr und den Winter. Achte vor allem auf sämtliche Erd- und Gesteinsbewegungen.

  4. Steinschlag, Fels- und Bergstürze, Eisschlag
    Unter Felswänden auf frische Steinschlagspuren achten und Einzugsbereiche großräumig umgehen. Eisschlag aus Seracs oder in Gletscherbrüchen tritt vor allem bei Hitzeperioden auf, kann aber auch im Winter nicht ausgeschlossen werden. Ein Bergsteigerschutzhelm ist auch beim Bergwandern in Risikogebieten und beim Bergsteigen in hochalpinen Lagen vermehrt eine Option.

  5. Hitze und Sonneneinstrahlung
    Unbedingt Sonnenschutzmittel und Sonnen- oder Gletscherbrillen verwenden. Bei längerem Aufenthalt in praller Sonne Kopfbedeckung aufsetzen. Bei Dehydrierung Schatten aufsuchen oder schaffen, ausreichend Flüssigkeit zuführen. Im Hochsommer bei großer Hitze möglichst keine längeren Südanstiege planen oder sehr früh aufbrechen, beim Klettern Südwände meiden.

  6. Früher Aufbruch und zeitige Rückkehr
    Gletscherrückgang, Ausaperung und Anstieg der Null-Grad-Grenze erhöhen die Steinschlag- und Spaltensturzgefahr im tageszeitlichen Verlauf. Wichtig sind ein früher Aufbruch, die laufende Beurteilung der Wetter- und Geländesituation und eine zeitige Rückkehr

  7. Starkregen
    Während und nach Starkniederschlägen und bei Hagel Gefahrenstellen am Berg meiden, insbesondere in Rinnen, Mulden, beim Queren von Bachbetten und in Tälern mit steilen Hängen. Mehrere Tage andauernder Starkregen kann Hangrutsche, Steinschlag und Muren auslösen. Achte auf lokale Hinweise der Behörden.

  8. Lawinengefahr und Schneemangel
    Zunehmende Erwärmung und Anstieg der Schneefallgrenze mit vermehrtem Regen bis in hohe Lagen erzeugen einen ungünstigen und insbesondere für Wintersportler*innen gefährlichen Schneedeckenaufbau: Lawinenlagebericht lesen! Bei Schneemangel Vorsicht bei Stürzen auf eisigen Skipisten: oftmals ist im Sturzauslauf neben der Piste aperes Gelände. Extremwetterlagen mit starken Schneefällen können die Lawinengefahr phasenweise stark ansteigen lassen, Steilhänge meiden, ein bis zwei Tage niederschlagsfreie Zeit abwarten.

  9. Toteis, Spalten und Eisbrüche
    Auf aperen Gletschern nicht in Falllinie von Geröll und Felsbrocken gehen. „Gletschersumpf“, der über Nacht nicht durchfriert als Warnsignal beachten: komplexe Eisbrüche und durchgeweichte Spaltenbrücken umgehen und Spaltenstürze nicht in Kauf nehmen.

  10. Klimaschonendes Verhalten für Natur und Umwelt
    Die Berge bieten einen wertvollen Freiraum zum Bewegen in einzigartiger Wildnis. Genieße diese Freiheit und schütze die sensible Natur und Lebensräume! Halte dich an die Gebote und Empfehlungen, achte auf Schutzgebiete und eventuelle Sperrungen. Vermeide unnötigen CO2-Ausstoß und verhalte Dich nachhaltig!

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